(Quelle: Fix International Services / mit freundlicher Genehmigung reproduziert. Das Interview als PDF herunterladen.)
Newsletter April 2012
Ich habe in Indien viel Freundlichkeit erlebt!
Rubrik: Interview mit Michael Wendt
Herr Wendt, Sie organisieren seit vielen Jahren das Programm der Länderpartnerschaften des Hamburger Hafengeburtstags. 2012 ist Indien das Partnerland. Worauf können sich die Besucher freuen?
Michael Wendt: Es wird ein farbenfrohes Spektakel! Es gibt Tanzvorführungen, die Besucher können im gastronomischen Bereich die facettenreiche indische Küche kennen lernen und schließlich wird vor ihren Augen wertvolles Kunsthandwerk gefertigt. Aber auch das indische Gesundheitswesen stellt sich vor, mit Yoga-Darbietungen und Ayurveda–Demonstrationen, bei denen das Publikum das Wesen der traditionellen indischen Heilkunst kennen lernen.
Wie lief die Vorbereitung ab? Waren Sie auch in Indien?
Michael Wendt: Selbstverständlich! Ich war dort in der Hauptstadt Delhi und in Mumbai, sowie in Rajasthan und habe mit vielen Ministerien gesprochen, die Veranstaltung und das Indienjahr 2012 werden dort sehr ernst genommen. Obwohl ich vor zwanzig Jahren schon mal in Indien war, betrat ich dieses Mal Neuland. Zwar klingt es merkwürdig, Indien hat sich in dieser Zeit völlig verändert – und ist andererseits so geblieben, wie ich es noch kannte. Denn dort, wo die Moderne noch nicht Einzug gehalten ist, ist alles so wie früher. Ganz anders sieht es in den Großstädten aus. Es gibt Clubs, Hotels und ein Großstadtfeeling wie in jeder anderen Metropole in der Welt.
Sie sind Vizepräsident und „Man of the Decade“ der International Dance Organisation (IDO). Die IDO ist der größte Welttanzverband für aktuelle und moderne Tänze mit 67 Mitgliedsländern. Wohin geht der Trend?
Michael Wendt: Bei den jungen Leuten in der Altersgruppe bis 20 ist immer noch Hip-Hop angesagt. Insgesamt sind lateinamerikanische Tänze stark in Kommen, etwa Meringue oder Salsa. Und der Tango wird sich weiter durchsetzen. In Indien wird Bollywood getanzt, eine Mischung aus orientalischem Bauchtanz, regionalen Volkstänzen, Jazz und Modern Dance.
Hat die Globalisierung das Tanzen verändert?
Michael Wendt: Sicher! Die professionellen Tänzer messen sich jetzt häufiger mit denen aus anderen Nationen. Außerdem ist Fliegen günstiger geworden, die jungen Leute reisen heute viel mehr. Und auch das Ende der Blöcke nach dem Untergang der Sowjetunion hat die Tanzkultur verändert. Die ehemaligen Blockstaaten haben viel voneinander gelernt. Ich bin wirklich glücklich, in eine so geschichtsträchtige Zeit hineingeboren worden zu sein, in der ich so positive Entwicklungen miterleben durfte. Die Generation meiner Eltern hatte es in der Kriegs- und Nachkriegszeit viel schwerer.
Gab es Überraschungen, als Sie in Indien unterwegs waren, um den Hafengeburtstag vorzubereiten?
Michael Wendt: Eigentlich nicht. Weil ich in Asien bei der Kommunikation sehr genau darauf achte, nicht als Deutscher wahrgenommen zu werden, der Anderen den Lauf den Welt erklären will. Deshalb versuche ich, den Partner das Gespräch leiten zu lassen. So erfahre ich, worum es ihm geht. Auf diesem Weg baue ich Vertrauen auf – und das macht alles im Leben leichter. Bevor ich nach Indien gefahren bin, habe ich natürlich viel über das Land gelesen, die Kultur und seine Geschichte. Als ich dann unterwegs war, hatte ich immer Begleitung durch die deutsche Botschaft, auch das war hilfreich.
Manchmal wird im Zusammenhang mit Indien die Frage gestellt: Tiger oder Elefant? Was ist Ihre Meinung?
Michael Wendt: Der Tiger ist mir zu aggressiv. Ich habe in Indien viel Freundlichkeit erlebt. Die Menschen sind sehr aufmerksam, oft liebenswürdig.
Interview Michael Wendt, Ich habe in Indien viel Freundlichkeit erlebt, Fix International Services